Wenn ein Mannschaftsleiter früh morgens aufsteht, um seine Schäfchen zusammen zu sammeln (oder zumindest einen Teil davon), dann sollte er dabei nicht nur darauf achten, dass widrige Witterung bis zu einer Stunde mehr Fahrtzeit bis nach Hartmannsdorf nach sich ziehen kann... Nein, die Pflichten eines Mannschaftsleiters sind mannigfaltig. Und da ich diese tolle Funktion wohl nicht mehr ewig bekleiden kann, seien hier meinem Nachfolger einige Tipps hinterlassen: Was muss der Führer eines U20-Teams also tun, um Psyche und Tatkraft seiner Spieler auf höchstem Niveau zu halten? Muss er sie schachlich auf die Eröffnungen der Gegner vorbereiten? Muss er sie psychisch auf das Spiel vorbereiten? Muss er hinterher dämliche Rundenberichte schreiben, die in ihren Einleitungen jeden Bezug zum eigentlichen Spieltag vermissen lassen? Ist er für das äußere Auftreten seiner Mannschaft verantwortlich? Von den Reinigungsmethoden junger Schachspieler Option 1: Das erholsame Bade Option 2: Die schnelle Dusche Option 3: Die zweite Haut Option 4: Die lebende B-Waffe Bevor ich mich weiter in der Diskussion über schachliche Waschgewohnheiten und Mannschaftsleiter-Aufgaben verliere, sollte ich vielleicht besser mit dem Hinweis schließen, dass in Wilkau stets mindestens Option 2 das Standard darstellt :) So, nun aber zum Spieltag! Die 7.Runde der 2.Sachsenjugendliga bescherte uns den TSV Kitzscher als Gastmannschaft. Nach den Niederlagen gegen die USG und Görlitz mussten wir heute gewinnen, um weiter Hoffnungen auf den Aufstieg hegen zu können. Günstigerweise spielten die anderen beiden Kandidaten im Kampf um den Aufstieg, Görlitz und Leuben, heute ebenso gegeneinander. Entsprechend groß war der Druck und die Anspannung, die auf den Spielern lasteten. Dabei erwischten wir diesmal einen sehr günstigen Start. Kay riss in einer Stellung mit gegensätzlichen Rochaden die Initiative an sich und stand mit seinem Bauernsturm bereits kurz vorm Durchbruch an der Königsseite, während sein Gegenüber, Sebastian Stieler, noch weit von irgendwelchen Drohungen am Damenflügel entfernt war. Sebastian versuchte, mit einem Figurenopfer den Druck aus dem weißen Angriff zu nehmen und den Stellungscharakter zu verändern, doch Kays Initiative vermochte selbst dann nicht zu schwinden. Er besetzte die halboffene g-Linie und brach kurze Zeit später mit dem Rest seiner Armee gewinnbringend ein: 18. Sf5! droht Dh6+ mit Matt in der Folge. Der Springer ist Tabu: 18. ... gxf5 19. Lxf5+ Kh8 20. Dh6+ mit Matt im nächsten Zug. 18. ... Sg8 19. Dd4 Sf6 Gegen die Drohung Dg7 war vielleicht 19. ... e5 noch der beste Versuch, doch auch das hätte nach 20. Dxd6 Dxd6 21. Sxd6 das Leiden höchstens verlängert. Schwarz fehlt dann jede Kompensation für die geopferte Figur. 19. ... f6 hätte bereits das gewinnbringende Turmopfer 20. Txg6! zugelassen und nach dem zweiten Turmopfer 20 ... Kxg6 21. Dg1+ Kf7 22. Dg7+ Ke8 23. Txd6!! exd6 24. Sb5 den Schwarzen ohne Verteidigung gegen Sfxd6+ gefolgt von Matt gelassen. Zugegeben, der 23. Zug war eine Fritz-Idee. Doch auch die Variante, die Kay im Kopf hatte, gewinnt leicht: 23. Dg6+ Kd7 24. Sxd6+ Kc6 25. Sdb5! und Schwarz kann zwischen Damenverlust und Matt mittels Ld7+ wählen. Doch zurück zur Partie. Mit dem letzten tatsächlich gespielten Zug des schwarzen verband sich wohl ein wenig die Hoffnung auf eine Zugwiederholung. Natürlich hat Weiß ganz andere Dinge im Sinn: 20. De3 Sg8 21. Tg5 der Turm bettelt geradezu danach, geopfert zu werden 21. ... Lc8 22. Txh5+! gxh5 23. Dg5 Lxf5 24. Lxf5+ 1-0 Schwarz ist absolut wehrlos gegen das drohende Matt. Nach diesem Sieg war auch der Rest der Mannschaft beflügelt. David hielt am fünften Brett mit den schwarzen Steinen einem vielversprechend aussehenden Angriff seines Gegners stand und konnte dabei sogar noch einen Bauern am Damenflügel einsammeln. Diesen rettete er bis ins Bauern-Endspiel und wandelte seinen Vorteil so in den zweiten Punkt für uns um. Auch Erik, der am 6.Brett die weißen Steine führte, geriet kurze Zeit später in Vorteil. Zwar ließ er einen vielversprechenden Königsangriff nur ins Endspiel abdriften, die Kontrolle über das Spiel behielt er aber. Seine Gegnerin, Belinda Peglow, zeigte letztlich Nerven und verlor einen ganzen Turm. 3-0 für uns. Michael und Miguel, die an Brett 1 und 3 hatten sich inzwischen in ausgeglichene Stellungen manövrieren können und die günstige Matchsituation zu einem Remisangebot genutzt. Offenbar hatte Kitzscher hier schon die Hoffnung aufgegeben, denn die beiden willigten in die Punkteteilung und damit in den Wilkauer Sieg ein. Beim Stand von 4-1 war es Isabell, die noch bis zum Ende weiterkämpfte. Nach langem Zerren erhielt sie ein Turmendspiel mit Mehrbauern, was sie mit hervorragender Technik in den Partiegewinn umsetzen konnte.
Das Ergebnis von 5-1, was unseren bisher höchsten Saisonsieg darstellt, übertrifft alle unsere Erwartungen. Dennoch halte ich es für verdient. Es ist ein Produkt der mannschaftlichen Kampfkraft, die schon seit jeher unsere Stärke darstellte. Das Team hat gezeigt, wie gut es mit dem Druck umgehen kann, der nach den beiden letzten Niederlagen auf ihm lastete. Und es hat gezeigt, dass Wilkau im Kampf um den Aufstieg noch lange nicht abgeschrieben werden darf. Mit einem Punkt Rückstand auf Görlitz und einem Zähler Vorsprung vor Dresden wird die finale Doppelrunde in der Mittelschule Kitzscher für alle zu einem hoch spannenden werden. Zum Schluss noch das beliebte Gruppenfoto Markus Bindig | |||||||||||||||||||||||||||||
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